Gedanken über Kommunikation
Wie funktioniert heute öffentliche Kommunikation? Vor Social Media erfolgte öffentliche Kommunikation hauptsächlich vertikal und „one to many“. Es gab keine Rückkanäle, mit Ausnahme von Leserbriefen oder Publikum-Sendungen. Heute herrscht Gegenverkehr. Zusätzlich auch horizontal, zwischen den Menschen. Eine völlig andere Situation mit politischen Folgen.
Emotionen statt Argumente
Eine Information abzusetzen, ist mit den heutigen Medien einfacher und billiger. Gleichzeitig steigt dadurch die Gesamtzahl der konkurrierenden Meldungen. Was setzt sich durch? Emotionen werden besser wahrgenommen, senken gleichsam die Transportkosten, beschleunigen die Verbreitung. In der Folge kommen Botschaften „aus dem Bauch“ besser und rascher an. Die Algorithmen der Social media-Plattformen fördern das. Zum Vorteil populistischer PolitikerInnen, zum Nachteil rational argumentierender Kräfte. Damit gerät das Gefüge der repräsentativen Demokratie ins Wanken, Gefühle gegen die „Elite“ sollen das „Volk“ direkt, ohne Mittlerrolle der Medien, an die Führungsperson binden.
Wenn alle alles schreiben…
…wer entscheidet dann, was stimmt? Die Mehrheit? Tatsache ist, dass die Grundpfeiler der Aufklärung in Gefahr sind, wenn Emotionen mehr zählen als Fakten oder diese sogar geleugnet werden. Umso wichtiger, dass VertreterInnen der Vernunft sich Gehör verschaffen und aktiv an die Öffentlichkeit gehen. Mit verständlicher Sprache und beherztem Engagement für offenes, klares und logisches Denken.
Bernhard Morawetz